"Ich bin harmoniesüchtig, deswegen vermeide ich Konflikte." Hast Du das schon mal selbst gesagt oder von jemandem gehört? Dann ist dieser Artikel definitiv wie für Dich gemacht, denn hinter dem Satz steckt eine Angst keine Harmoniesucht.
Unter Harmonie verstehen wir eine Form von "Einklang und Übereinstimmung". Es ist ein sehr positives Wort und strahlt etwas erfüllendes und herzliches aus. Wenn etwas harmonisch verläuft, dann ist es frei von Stress, Unwohlsein oder anderen negativen Gefühlen oder Gedanken.
Damit Harmonie zwischen zwei Parteien besteht, muss also gegeben sein, dass beide mit den bestehenden Gegebenheiten übereinstimmen. Man fühlt sich automatisch im Einklang, weil es nichts gibt, was diese Energie stören kann.
Das Wort "Konflikt" dagegen ist negativ betitelt, so dass viele glauben, man wäre harmoniesüchtig, wenn man Unstimmigkeiten ignoriert und stattdessen krampfhaft versucht die bestehende Situation in ihrem aktuellen Zustand zu belassen. Denn Konflikte treten auf, wenn eine Partei die Situation verändern möchte - ganz gleich aus welchem Grund - und dies nicht anspricht, sondern sein Bedürfnis nach Veränderung untergräbt.
Lass mich Dir das an einem einfachen Beispiel aufzeigen:
Person A und Person B sind ein Paar. Beide fahren in ihrem gemeinsamen Urlaub immer in die Berge und finden dies entspannend und schön, weswegen sie sich jedes Mal erneut entscheiden in die Berge zu fahren.
Nun kommt bei Person B der Gedanke hoch, ob es nicht auch am Meer schön sein könnte und spricht dies bei Person A an. Person A ist vorerst etwas verwirrt über den Gedanken von Person B, stimmt aber einem Urlaub am Meer zur Probe zu. Die Harmonie ist weiterhin gegeben - ohne die Entstehung eines Konflikts.
Nehmen wir die gleiche Situation und diesmal spricht Person B es ebenfalls an, aber Person A willigt einem Urlaub am Meer nicht ein. Beide haben jetzt die Basis eine neue Harmonie in ihrer Beziehung auszuarbeiten, ohne die Gefahr einen größeren Konflikt herbeizuführen. Die gemeinsame Lösungssuche trägt der Harmonie beider Personen in der Beziehung bei, solange die Bedürfnisse beider Parteien einbezogen werden.
Bleiben wir weiterhin bei der Situation, doch diesmal entscheidet sich Person B dazu nicht mit Person A über seine Gedanken zu sprechen. Stattdessen fahren beide weiterhin jeden Urlaub in die Berge und das unterdrückte Bedürfnis von Person B fordert endlich gesehen zu werden. Die angestaute Wut, weil es immer nur in die Berge ging aus Liebe zu Person A, kehrt sich irgendwann gegen den Partner und könnte bei einer kleinen Auseinandersetzung zum Vorwurf genommen werden. Person B schiebt später seine Harmoniesucht als Entschuldigung vor, die die Vorwürfe aus den unterdrückten Bedürfnissen erklären soll.
Wenn wir das Wort "Harmoniesucht" mal auseinandernehmen, sehen wir schnell woraus es zusammengesetzt ist: "Harmonie" und "sucht". Wenn man also tatsächlich nach Harmonie in einer Beziehung sucht, dann muss dies unwillkürlich im Einklang mit der anderen Person geschehen. Ein Konflikt entsteht erst, wenn man diese Suche alleine betreibt und die Meinung des anderen nicht mit einbezieht. Da sich Meinungen und Einstellungen sekündlich ändern können, können wir niemals wissen, ob eine Person noch immer die gleiche Sichtweise vertritt wie vorher - außer, die Person hält uns diesbezüglich stetig auf dem Laufenden.
HARMONIESUCHT Suche die Harmonie im Einklang mit der anderen Partei!
Wer sich zu den Harmoniesüchtigen zählt muss sich uneingeschränkt der Verantwortung annehmen Konflikte zu meiden, in dem man Dinge frühzeitig anspricht oder, falls es bereits zum Konflikt kam, die Verantwortung darin erkennen, dass man dies nicht aus Harmoniezwecken gemacht hat sondern aus purer Angst die andere Person zu verletzen oder zu verlieren. Und wer bereits Partnerschaften hatte, die wegen einer Konfliktkultur aus mangelnder Kommunikation zu Brüche gingen, der weiß, nur offene und ehrliche Kommunikation kann Harmonie begünstigen, nicht die Konfliktvermeidung durch Schweigen.
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